De’ Hesse-Nonno

Weihnachten 2014.

Nach bereits 5 Monaten Beziehung hat sich mein Freund entschieden, mich seiner Familie vorzustellen.
Nicht jedoch, ohne mir vorab zu sagen: “Meine Mutter hat gesagt, ich soll nie wieder eine Frau nach Hause bringen, wenn ich nicht auch wirklich vorhabe, sie zu heiraten.”

Ok, mach mich nervös. Warum auch nicht….!?!

Am 23.12. setzen wir uns in den Zug von Bologna nach Termoli zur Familie. Knackige 5 Stunden und halb Italien scheint die gleiche Idee zu haben. Zum Glück haben wir wenigstens die Tickets vorher gebucht und müssen die Reise nicht komplett im Stehen verbringen.

Je südlicher wir kommen, desto schöner wird’s: Keine 100 Meter von den Gleisen entfernt, rollt das Meer aufs Land. Palmen links und rechts. Und mild ist es dankbarerweise auch noch.

Wir kommen an bei 15° Grad. Am Meer. Im Dezember.

Die Nervosität steigt minütlich, spätestens ab der Hälfte der Strecke. Mamma hab ich gerade ein einziges Mal kurz über Skype gesehen bisher. Und so ganz geheuer ist einem dieses Familienkennengelerne ja ohnehin nie so wirklich.

Wir kommen also am späten Nachmittag an, die Tür geht auf. Auf dem ersten Stock geht die Haustür auf und die Nonni stehen auf dem Flur. Den Enkel haben sie seit Monaten nicht mehr gesehen, und dann ja auch noch mit Freundin! Da muss man natürlich gucken und nachfragen.

Ich werd’ gedrückt. Ich werd’ geherzt. Und auf einmal sagt Nonno zu mir: “Guten Tag, ich bin Luigi, willkommen in der Familie wie geht’s!”

Und nicht etwa auf Italienisch. Nein, auf Deutsch.

Und nicht etwa auf Hochdeutsch. Nein, auf Hessisch!

Ich war hellauf begeistert, Deutsch mit italienischem Akzent und hessischem Einschlag ist meine neue Lieblingssprache. :D

Es sind die letzten Reste dessen, woran er sich noch erinnern kann. Er hat in den 60er Jahren nahe Frankfurt am Main als Gastarbeiter gearbeitet. Nur kurz, weil Nonna Heimweh bekam. Zur Geburt einer ihrer Töchter in FFM hat’s aber doch noch gereicht. Danach ging’s zurück in den Süden, zurück ans Meer.

Und ich muss sagen: das Heimweh kann ich Nonna mittlerweile sehr gut nachempfinden…

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