Platz an der Sonne zu vermieten

Kennt ihr diesen Filmausschnitt?

Wenn man italienische Badestrände so ansieht, ist man versucht, dieses Klischee – so herzig es auch ist – bestätigt zu sehen. Sobald es die Temperaturen zulassen, zieht es die gente di mare scharenweise ans Meer. Und wo der Deutsche mit seinen zu Liegestuhlreservierungszwecken mit dem großen Handtuch antanzt, die besockten Füße in Sandalen oder Flip-Flop-Latschen verpackt, ist der Italiener eben mit allem nötigen (und unnötigen) für einen Tag am Meer ausgestattet.

Zwar kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen, mit “Luftmatratzen in Tierform” an den Strand gejodelt gekommen zu sein, und auch unsere Handtücher beschränkten sich auf zwei (für zwei Personen), aber immerhin waren wir auch nicht mit der ganzen Familie unterwegs, sondern ausschließlich als Paar unterwegs.

Dass wir vorher circa eine Stunde durch Termoli gegondelt sind, auf der Suche nach adäquatem Sonnenschutz in Form eines Strandschirmes und Sonnencreme – ausschließlich für mich natürlich, ich bin ja die, die bianca come ‘na mozzarella ist -, lassen wir hier mal so lang am Rande stehen, bis es unter den Tisch fällt, ok?! ;)

Wir haben uns – Ortskenntnissen sei Dank – einen ruhigen Strandabschnitt ausgesucht, wo außer einer Mutter mit Kind und Nonna keiner war. Am Strand am Stadtzentrum sieht die Welt schon wieder ganz anders aus: Sonnenschirme, in Reih und Glied postiert, erstrecken sich über mehrere hundert Meter, nur rechts von den – im wahrsten Sinne des Wortes – abgschirmten Abschnitten ist ein kleiner Bereich frei. Das ist der Strandteil für “die Armen”. Sagt zwar keiner, aber so ist es. Für die, die sich keinen Strandplatz unter einem Sonnenschirm leisten können. Oder wollen! Wie sagte mein Freund: Diesen Teil mussten sie freilassen, sonst hätten die Termolesen hier den Aufstand geprobt, das hätten sie sich nicht gefallen lassen.

Was genau hätten sie sich nicht gefallen lassen?! Ist doch ein netter Service, dass schon Liegen und Strandschirme zur Verfügung stehen.

Sollte man meinen.

Tatsächlich geht’s hier aber weder um Menschenfreundlichkeit, sondern um den schnöden Mammon.

Mit den in abgemessenen Quadraten unterteilten und durch eben jene Sonnenschirme markierten Strandabteilen lässt sich nämlich gar nicht mal so wenig Geld verdienen. Zumindest in den Sommermonaten. Ein Schirm am beliebtesten, bestgelegensten Strandabschnitt und in erster Reihe zum Meer hin kostet da schon mal knackige 500 Euro pro Saison.

Das kann einem Strandschirmabschnittbesitzer ggf. für ein ganzes Jahr reichen. Abhängig davon, wieviel Strand “ihm gehört” und in welcher Lage. Gemessen daran, wie akurat (und ich dachte, so wären vor allem wir Deutschen ;) ) die Schirme aufgestellt sind, muss wohl ein Mindestmaß an Bewegungsfreiraum darunter und / oder um den Schirm herum eingehalten werden, aber ich kann euch sagen, wenn da einer genug Schirme hat…wow. Oft genug buchen die Ortsansässigen übrigens ihre Schirme schon in weiser Voraussicht entweder für das ganze Jahr oder zumindest immer jede Saison neu im Voraus. Also ist an die Dinger auch noch relativ schwer ranzukommen. Aber wenn man “wichtig” ist, will man eben auch zeigen, dass man sich den teuren Strandschirm leisten kann…

An den farblichen Unterschieden erkennt man dann auch, welcher Schirm welchem Vermieter gehört und daran wiederum auch, wer den schönsten Teil vom Strand bereitstellen kann.

Wenn man im Vergleich dazu betrachtet, wie wir in Deutschland an die Strände fahren…?! Klar, gibt es auch hier Abschnitte, die durch Strandkörbe (ebenfalls farblich differenzierbar) und dergleichen als zum Hotel gehörend gekennzeichnet sind, aber bei uns zahlt man immerhin keine Strandmiete. (Zumindest war das noch nicht so, als ich das letzte Mal in Deutschland am Strand war.)

Je nördlicher, je krasser

Solltet ihr also für die kommenden Sommer…. *räusper* “Sommer”-monate eure Flucht aus dem bisher eher wenig anheimelnden Deutschland in den sonnigen Süden planen, haltet euch an die Devise: je südlicher, desto besser.

Laut meiner Insiderquelle gibt es nämlich im Süden immer noch Strandabschnitte, die nicht von geschäftsfindigen Strandliegen- und Sonnenschirmbesitzern okkupiert und vermietet werden. Wir haben den ja auch gefunden. Kann zwar sein, dass ihr dafür ein paar Schritte mehr laufen oder ein paar Minuten weiter rausfahren müsst, weg vom Stadtkern und somit natürlich auch keine Dusche am Strand, keine Eisdiele in der Nähe oder Getränkekiosk findet, aber dafür habt ihr euch ein ordentliches Sümmchen Urlaubsgeld gespart, das ihr dann locker auf den Rollervermieter, um zum etwas außerhalb gelegenen Strandteil zu gelangen und die Pizzeria am Abend verteilen könnt.

Im Norden – nun ja, “Norden” ist ja für uns immer noch südlich und ich sprech ja nicht von der Alpenregion… – dagegen gibt es kaum bis gar keine öffentlichen Strände mehr, wo man nicht bezahlen muss.

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