Wer hoch fliegt, fällt tief: Von Wiedersehensfreude, Ryanair und Sarkasmus

Zwar ist es niemals schön, Abschied nehmen zu müssen, denn es tut einfach jedes Mal weh. Mir persönlich tut es mittlerweile sogar jedes Mal mehr weh, wird also schwerer statt einfacher. Und dennoch. Fernbeziehungen haben gegenüber …Nahbeziehungen?!…, jedenfalls normalen Beziehungen einen nicht zu unterschätzenden Vorteil:

Wenn der Tag des Wiedersehens näherrückt, erlebt man einen tagelangen Rauschzustand. Man sonnt und suhlt sich in Vorfreude. Diese kleinen Serotoninmoleküle im Kopf beschließen spontan ein Festival zu veranstalten und laden dazu alle anderen Glücksbotenstoffe ein, die einen dann tagelang lautstark und anhaltend bespaßen. Die Welt ist freundlicher. Trotz Winterwetter und Dunkelheit ab abends um sechs. Vergessen die Zeit des Wartens, des Alleinseins.

Stattdessen bilden alle Gefühle der Erwartung, der Hoffnung, der Ungeduld einen Meltingpot der Emotionen, Herz und Hirn sind in harmonischer Eintracht verbunden und hüpfen Hand-in-Hand laut summend über saftig grüne Wiesen der untergehenden Sonne entgegen.

…..

Und dann stellst Du fest, dass die Webseite von Ryanair nicht funktioniert und Du nicht auf deinen Boardingpass zugreifen kannst.

Wir haben es von zwei Computern aus, von zwei Ländern aus, von zwei IPs aus versucht. Es war nichts zu machen.

Zuerst war der Gedanke: Ok, vielleicht liegt es daran, dass Hin- und Rückflug auf einmal gebucht wurden und nur der Check-in für den Hinflug gemacht wurde. Also versuchten wir erstmal den Rückflug-Check-in auch gleich zu machen. Das lief dann darauf hinaus, dass das Ryanairsystem uns zwang, entweder den Vorgang abzubrechen und ab dem 24.11. wieder zu versuchen, um einen Platz automatisch zugewiesen zu kriegen oder aber einen Platz für mindestens 6 Euro zu buchen, um weiterzukommen.

Also griff ich nach etlichen Versuchen und Abbrüchen und Wiederversuchen durch meinen Freund und durch mich gleichermaßen beherzt zur Kreditkarte und hab diesen maledetto posto gebucht. So weit, so gut. Die Karte wurde angenommen, es leuchtete der Button auf, der versprach: „Hier geht’s zu Ihren Boardingpässen.“

Ich klickte erleichtert und … es passierte nichts! Ich klickte mir die Finger wund, aber nichts. Man erhielt weder den Zugriff auf den bzw. mittlerweile ja die Boardingpässe im System von Ryanair, noch bekam mein Freund eine Mail mit den Tickets. Lediglich eine Bestätigung über den gebuchten Sitzplatz hat er erhalten.

Telefonnummer, Live-Chat von Ryanair? Feste Öffnungszeiten, die selbstredend mit seinen Reisezeiten nicht korrelierten und gestern Nacht war’s natürlich auch zu spät. Sein Zug (selbstverständlich bereits bezahlt) wäre heute morgen um 7.20 Uhr gefahren, um 07.00 Uhr ist bei Ryanair wieder jemand erreichbar. Also schlichtweg nicht zu schaffen.

Die Tickets für den restlichen Monat sind so teuer, dass es für das Geld absurd wäre auf Ryanair zurückzugreifen – auch wenn es natürlich leider momentan die einzige Reisemöglichkeit für uns beide ist, die diese Verbindung für einigermaßen erschwingliche Preise fliegt.

Vielleicht erkennt man’s bereits am Wechsel meiner Tempi… Er wird nicht kommen. Heute nicht und morgen auch nicht. Und auch den ganzen restlichen November nicht.

Der letzte Funke Hoffnung erlosch heute Morgen, als wir dachten, wir probieren den Druck der Tickets nochmals, dass es vielleicht ein Serverproblem war und das behoben worden sei. Aber nein. Nichts. Immer noch keine Mail, kein Zugriff auf die Tickets.

Tja und nun sitz ich hier mit all der schlagartig zerschlagenen Vorfreude, die ich mir lax gesagt jetzt gerade mal sonstwo hinstecken kann. Selbst wenn wir das Geld wiederkriegen sollten (sollten deshalb, weil: beweis’ das halt erstmal, dass das System nicht funktioniert hat…das klappt höchstens, wenn wir nicht die einzigen Kunden gewesen sind, bei denen das schief gelaufen ist), hat und Ryanair dank nicht funktionierendem Portal fast 3 Wochen Zweisamkeit genommen, die wir nach 3 Monaten Abstinenz endlich mal wieder hätten haben können.

Diesmal lag es nicht an fehlenden Urlaubstagen meinerseits oder prekärer Finanzsituation seinerseits. Diesmal lag es schlicht und ergreifend an einer schicksalhaften Dysfunktionalität der Ryanair-Boardingseite. Und ob die das anerkennen steht in den Sternen. Nach einem kleinen “Rant” auf Facebook geht’s mir jetzt zwar etwas besser…

Meine Facebooktirade.
Meine Facebooktirade.

…aber im Grunde würde ich meine Gemütsverfassung immer noch als – scusate la mia lingua – beschissen bezeichnen.

Bleibt abzuwarten, ob diese technischen Fehler bis zur Buchung für den Weihnachtsbesuch dann behoben sind… Ich werd’ jetzt glaube ich jedes Mal Angst haben beim Buchen, dass wieder irgendwas nicht klappt. Allerdings bin ich dann auch nicht wie il fidanzato, der mit allem bis zum letzten Drücker wartet. Hätte er den Check-in einen Tag früher gemacht, hätte man noch Zeit gehabt, mit Ryanair in Kontakt zu treten und sich das Ticket manuell von einem Mitarbeiter mailen zu lassen (darauf musste ich aus anderem Grund auch schon mal zurückzugreifen und das geht). Allerdings ist das immer noch keine Entschuldigung dafür, dass deren System ausfällt. Wenn man bis zwei Stunden vor Abflug das Ticket jederzeit ausdrucken können soll, wie die behaupten, dann sollte das doch 10 Stunden vorher bitteschön erst recht kein Problem sein! Und ein Kundenservice, der von … bis … erreichbar ist, aber nicht mal mit den eigenen Flugplänen übereinstimmt, geschweigedenn ggf. Anfahrtszeiten ihrer Kunden miteinberechnet, ist halt schon ein starkes Stück.

Ich bin sauer und wütend und traurig. Und alles gleichzeitig. Am liebsten würde ich mir so einen Ryanairmitarbeiter am Kragen packen – stellvertretend für den ganzen Laden – und ihn mal kräftig schütteln. :(

Und meine Gedanken spielen mir auch Streiche. So haben wir im Sommer von zwei indischen Strandverkäufern solche Glücksarmbändchen umgebunden gekriegt, die mit drei Knoten verschlossen werden und man soll sich für jeden Knoten was wünschen. Sobald die Knoten sich lösen, sollen die Wünsche in Erfüllung gehen. Ich weiß, dass das Unsinn ist, aber naja, das ist wie mit Horoskopen. Keiner glaubt wirklich dran, lesen tut man sie trotzdem und wenn was Tolles drin steht, hofft man heimlich doch, dass was dran sein könnte. So ist das mit den geknoteten Bändchen auch. Und was macht mein aufgewühlter Kopf jetzt daraus?! “Oh Gott, ich hab mir meine Wünsche in der falschen Reihenfolge gewünscht!” -_-

Es ist ja nicht mal so, als wären die Knoten überhaupt schon aufgegangen…

Jedenfalls. Heute ist ein echter giorno di merda für mich und mein durchgerütteltes Herzchen und überhaupt ist Ryanair ein (und das ist echt noch das Netteste, das mir gerade einfällt) Arsch!* So!

*Die unzensierte Fassung, bestehend aus drei unterschiedlichen Sprachen, ist leider nicht blogtauglich – falls Interesse besteht, lasse ich Euch die per Mail gerne zukommen. Einfach einen Kommentar da lassen.

P.S. Entschuldigt den Sarkasmus, aber ich musste mich einfach sfogare un attimo

2 Gedanken zu „Wer hoch fliegt, fällt tief: Von Wiedersehensfreude, Ryanair und Sarkasmus

  1. Oh, Gott! Fühl Dich mal ganz doll gedrückt! Ich kann mir ja sowas von vorstellen, wie es Dir jetzt geht. So ein mieser Service… tut mir wirklich leid, dass ihr auf keine andere Fluggesellschaft ausweichen könnt. Wir sind mit Airberlin ganz zufrieden.

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    1. Danke für den abbraccio virtuale… Mir und uns geht es heute echt nicht gut.

      Von Pescara fliegt leider nichts anderes, das die Strecke einigermaßen sinnvoll und bezahlbar fliegt :(
      Unter meinem Facebookpost hat auch noch eine Bekannte gepostet, dass es ihr auch so geht, dass sie nicht auf die Tickets zugreifen kann. Wenigstens ist somit bestätigt, dass es kein Bedienfehler war o.ä. Allerdings bringt auch die Erstattung der Ausgaben diese Zeit nicht wieder… So ein krasses Problem hatten wir bisher noch nicht mit Ryanair. Die haben ihre Seite umgestellt, würd mich nicht wundern, wenn dabei irgendein Programmierfehler passiert wäre.

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